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Erfahrungsbericht für Cristo de la Calle

Beschreibung für die Einsatzstelle Cristo de la Calle der Entsendeorganisation Ecuador Connection e.V. vom Juni 20141

Typischer Tagesablauf

Auszug 1 aus meinem Bericht: Ich hole jeden Tag das einzige Mädchen mit geistiger Behinderung in der FCC von ihrem Schulbus ab, der sie in den „Cuatro Esquinas“ absetzt. Wir gehen zusammen nach Yuyucocha1, eine der casas familias, wo sie wohnt. Wenn wir ankommen, ist meistens schon das Mittagessen fertig, das fast immer aus einer Suppe (die sehr lecker, aber auch gewöhnungsbedürftig sein kann, z. B. Suppe aus Kuhfüßen, bei der man die Füße mitisst), einem Reis-Bohnen-Salat-gebratene Banane-Teller und einem Fruchtsaft, besteht. Nach dem Mittagessen verbringe ich den ganzen Tag in Yuyu 1 und spiele mit den Kindern, mache mit ihnen Hausaufgaben, beschäftige mich mit dem behinderten Mädchen, mit der ich neuerdings einen „Computerkurs“ machen soll. Sie hat einen Laptop von der Regierung gesponsert bekommen, da sie denken, sie könnte viel mehr gefördert werden. Ich finde es allerdings fraglich, ob ihr der Computerkurs irgendwas für ihr Leben bringt. Sie ist im April 15 Jahre alt geworden, aber sie ist intellektuell auf dem Niveau eines 5 jährigen Kindes. Sie ist allerdings sehr weit entwickelt in ihrem EQ, baut eine innige Beziehung zu Menschen, die sie mag und mit denen sie viel Zeit verbringt, auf. Sie ist sehr lieb und ruhig, deswegen ist es mit ihr, trotz ihrer Behinderung, fast immer weniger kompliziert als mit den anderen Kindern. Wenn sie in 3 Jahren volljährig ist, kann sie nicht mehr in der fundación bleiben, so will es das Gesetz. Ihre Zukunft ist deshalb ungewiss, denn sie könnte nicht allein leben, sie braucht eine Familie, die sich ihr Leben lang um sie kümmert. Es gibt einige Personen, die sie gernhaben, wie eine Erzieherin in der FCC, die sie „mi mamita“ nennt und ihre Patentante, die ihr ab und zu Kleidung und Essen schenkt. Aber wer nach ihrem 18. Geburtstag für immer mit ihr bleiben wird, ist noch sehr unklar.
Jeden Tag um 15.30 hole ich außerdem drei Kleinkinder vom Kindergarten ab. Ich habe sie alle schon ganz tief ins Herz geschlossen.
Zu unseren Aufgaben gehört auch, zu jedem Geburtstag der Kinder aus den casas familias, ein Fotoalbum zu basteln, da sie meistens keine Fotos von sich besitzen. Sie sind wirklich sehr glücklich, wenn sie sowas zum Geburtstag bekommen, deswegen wäre es wünschenswert, wenn die nächsten Freiwilligen diese Tradition fortsetzen könnten.

Als Kleinprojekt werden [Name gelöscht ]und ich, zusammen mit den Jugendlichen und einigen Erzieherinnen, die Wände des Hauses von Yuyucocha2 sanieren. Schon seit Jahren sind dort die Wände feucht, da es eine unsichtbare Feuchtigkeitsquelle unter dem Haus gibt. Weil die Wände feucht sind, gedeiht der Schimmel an einigen Stellen besonders gut. Unsere Mission ist es daher, die Feuchtigkeitsstelle zu finden und die Zufuhr zum Haus zu unterbrechen, sodass wir die Wände gegen Schimmel behandeln und neu streichen können.

Auszug 2: Die Arbeit als Volontär bei der Fundación Cristo de la Calle ist zu meiner Zufriedenheit sehr vielfältig und spannend. Neben der eher eintönigen, aber angenehmen Arbeit in den casas familias, in denen Kinder vorrübergehend wohnen, um ihren Eltern das Leben zu erleichtern (bis sie z.B. eine Arbeit gefunden und ihre Probleme in den Griff bekommen haben), aber auch Kinder, die sich im Prozess der Adaptation befinden (wenn ihre Eltern sie nicht haben wollen bzw. wenn sie als gewaltbereit ggü. den Kindern gelten und eine solche Lebenssituation als unzumutbar für die Kinder erachtet wird, um eine gesunde Psyche zu entwickeln, für den Hauch einer Chance auf eine menschenwürdige Zukunft), begleiten die Freiwilligen die Mitarbeiterinnen (1 Psychologin und mehrere Sozialarbeiterinnen oder den ehemaligen Priester und seine Frau, eine ehemalige Nonne) zu den Familien, in denen Kinder in mangelhaften Verhältnissen leben müssen. Dort wird mit den Eltern, meistens Müttern, deren Männer im Gefängnis sind, ein Gespräch geführt, um ihnen Hilfe anzubieten und Alternativen vorzuschlagen. In den casas familias hilft man als Volontär den Erzieherinnen im Haushalt, beim Kochen und beschäftigt sich mit den Kindern, z.B. mit den Hausaufgaben.

Vor einigen Wochen haben wir ein Familienhaus gestrichen, in das eine junge Frau mit 3 Kindern eingezogen ist, der wir beim Umzug halfen. Es war sehr schön zu sehen, wie glücklich die Kinder waren, als sie das neue Haus betraten, denn ihr altes Zuhause kann man eigentlich niemandem zumuten. Zu den weiteren abwechslungsreichen Aufgaben von Freiwilligen gehört u. A. die Bestellung und Pflege der Finca, die der Fundación gehört. Die Finca ist eine wunderschöne „Gartenanlage“ von 100ha, die sich in den Subtropen befindet. Das Ziel der Fundación ist es, dort Kakao anzubauen und ihn eines Tages zu verkaufen. Die Freiwilligen fahren meistens zusammen mit einigen Mitarbeitern (manchmal auch größeren Kindern aus den Häusern) für einige Tage auf die Finca, wo man in einem schönen großen Haus übernachten kann und machen da, was gerade ansteht.

Eine der Aufgaben von Freiwilligen kann auch die Entwicklung / Gestaltung (bzw. Übersetzung in die eigene Sprache) der Webseite der Fundación sein, die von grundlegender Bedeutung ist, um Partner, Spender oder andere Freiwillige zu gewinnen. Eigentlich kann man hier alles machen, wofür man sich in der Lage fühlt und wofür man sich für qualifiziert genug hält, sobald man seine Idee mit den Vorgesetzten besprochen hat. Nichtsdestotrotz darf man nicht vergessen, dass man als Freiwilliger und ohne besonders viel Arbeitserfahrung gekommen ist und sich daher an die Gegebenheiten anpassen muss.

Fachliche Unterstützung

mehr oder weniger von der angestellten Psychologin. Die "Chefin" hatte eigentlich sehr wenig Zeit für die Freiwilligen (verständlich bei den vielen zuversorgenden Köpfen der Bedürftigen)

Unterkunft

sehr schön und "modern". eine kleine 3-Zimmer-WG mit ordentlichem Badezimmer und Küche. Europäischer Standard für weniger als 200 USD monatlich.

Lernerfahrung

Spanisch, Kinder, Freunde, Reisen, Toleranz, LEBEN

Eigenschaften, die ein/e Freiwillige/r für diese Einsatzstelle mitbringen sollte

Weiterempfehlung: Ja

Die Arbeitskollegen sind sehr zuvorkommend, auch wenn sie manchmal wenig Zeit haben, um einem zu helfen. Eigentlich kommen die Freiwilligen ja um vor Ort zu helfen, aber erwarten dann meistens, dass IHNEN selbst das ganze Jahr geholfen werden soll. Eigentlich soll man da schon sehr eigenständig und vor Allem offen sein. Dann hat man da eine sehr angenehme Arbeitsatmosphäre.

1Datum der Bewertung, nicht des Einsatzes!