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Erfahrungsbericht für Internado San Felipe

Beschreibung für die Einsatzstelle Internado San Felipe der Entsendeorganisation Bistum Osnabrück vom August 20101

Typischer Tagesablauf

Meine Haupttätigkeit bestand in der Betreuung der Internatseigenen Bibliothek sowie der Hausaufgabenbetreuung der Mädchen. Außerdem war ich "Mädchen für alles" (habe viel in der Küche mitgeholfen) und Ansprechpartnerin, wenn die Mädchen irgendwelche Probleme hatten.

Ich bin morgens gegen halb 7 aufgestanden, habe in der Küche das Frühstück serviert, bei anfallenden Küchenarbeiten geholfen und um 9 Uhr die Bibliothek eröffnet. Dort war ich bis 12 Uhr, am Nachmittag hatte ich frei, am Abend Küchenarbeiten. Am Wochenende war ich mit der Hausleitung für den Großeinkauf zuständig.

Insgesamt ein relativ offenes Betätigungsfeld, indem ich mir selbst meinen Platz suchen musste. Als Freiwillige ist man im Internat sehr anerkannt!

Zusätzlich habe ich 2mal die Woche in einem Straßenkinderprojekt gearbeitet. Dort ist der Einsatz sehr flexibel, je nach Lust und Zeit.
Ich persönlich habe eine Nachmittags- und eine Nachtschicht pro Woche geleistet.

Die Wochenenden hatte ich prinzipiell frei, allerdings gab es immer Projekte meiner Chefin in unserer Gemeinde (Parroquia San Felipe), bei denen ich mitgeholfen habe.

Fachliche Unterstützung

Ich konnte meine Hausleitung immer ansprechen, wenn ich Probleme mit den Mädchen hatte oder bei einer Hausaufgabe selbst nicht weiterhelfen konnte.
Trotzdem wurde viel Wert auf eigenständiges Arbeiten gelegt, da die Hausleitung selbst sehr viel arbeiten musste.
Aber: wenn es drauf ankam, hatte man Rückhalt - definitiv!

Unterkunft

Ich habe in dem Mädcheninternat, in dem ich gearbeitet habe gewohnt. Dort hatte ich ein eigenes Zimmer, das zwar nicht luxuriös, aber wirklich schön war (für die peruanischen Verhältnisse).
Hatte sogar zwei Betten (für Besuch) und ausreichend Platz für meinen Kram.
Schrank, Tisch, Stuhl und Nachttisch gab es auch. Also: alles, was man braucht.

(mittlerweile wurde dort Holzfussboden gelegt, so ist es nicht mehr ganz so kalt, eine Heizung gibt es nicht - typisch für die Gegend. Es gab aber genügend dicke Decken, damit man auch ohne Heizungswärme nicht friert)

Lernerfahrung

Letztendlich kann ich gar nicht aufzählen, was ich alles in meinem Freiwilligendienst gelernt habe. Hier nur einige wenige Aspekte:

Ich habe zuerst einmal gelernt, mich durchzusetzen. Besonders bei der Hausaufgabenhilfe gab es natürlich ständig Diskussionen, weil die Mädchen lieber reden anstatt Mathe machen wollten. Alle ans Arbeiten zu bekommen, war eine große Herausforderung, dadurch aber das Erfolgserlebnis umso größer, als es dann klappte.

Ich habe ein dickes Fell entwickelt, was "lustige" Kommentare angeht. Mit 20 Mädchen zusammenzuleben erfordert starke Nerven und manchmal auch die Fähigkeit, die "Ohren auf Durchzug" zu stellen.

Ich habe es geschafft, die Balance zu finden, zwischen "Respektperson" und "Ansprechpartner" - bei gemeinsamen Leben und Arbeiten sehr wichtig, wie ich finde.

Im Straßenkinderprojekt (Posada de Belén) habe ich gelernt, auch im völligen Chaos ruhig zu bleiben und den Überblick nicht zu verlieren, so schwierig das auch oft war.

Ich habe erfahren, wie existentiell die Menschen vor Ort von der Politik der Regierung betroffen waren und wie wütend aber natürlich auch hilflos einen so etwas macht.

Eigenschaften, die ein/e Freiwillige/r für diese Einsatzstelle mitbringen sollte

Weiterempfehlung: Ja

Auf jeden Fall!

1Datum der Bewertung, nicht des Einsatzes!