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Erfahrungsbericht für Gods Golden Acre

Beschreibung für die Einsatzstelle Gods Golden Acre der Entsendeorganisation Internationaler Bund Südwest gGmbH (IB) - IB VAP Kassel vom November 20141

Typischer Tagesablauf

5:30 am - 7:00 am: Medikamente an HIV-positive Kinder auf die Minute genau verteilen und Medikation für den gesamten Tag sowie den nächsten Morgen vorbereiten.
oder bzw. und (oft musste eine Person beides erledigen)
6:00 am - 7:00 am: 2-6 Jährige (5 Kinder) wecken, baden, anziehen, zum Frühstück bringen, beaufsichtigen

7:00 am - 1:00 pm: Kinder in der Schule
Freizeit bzw. Zeit für Organisatorisches

Meine organisatorischen Tätigkeiten:

- Volunteer Coordinator: regelmäßig den Email-Account v.a. auf neu eingegangene Bewerbungen checken; einmal pro Woche ein Volunteer Meeting veranstalten mit allen Freiwilligen; mindestens einmal pro Woche mit Managerin reden

- School Liason: Verantwortung über Schreibwarenhaushalt im Kinderheim sowie Schuluniformen, Rucksäcke etc.; verantworlich für jegliche Zettel, die Kinder aus der Schule mitbringen, sowie Zeugnisse etc. (Büroarbeit zu allem, was mit Schule zu tun hat.)

1:00 pm: Vorschulkinder kommen zurück ins Heim
-> beim Mittagessen betreuuen, anschließend die zwei Jüngsten zum Mittagschlaf überreden und am besten gleichzeitig noch mit den anderen drei Hausaufgaben machen.

im Laufe des Nachmittags kommen alle Kinder von ihren verschiedenen Schulen wieder zurück zum Heim. Insgesamt gab es etwa 40 Kinder, denen wir bei den Hausaufgaben helfen mussten.

Zusätzlich gab es immer noch die Aufgaben, die man mit den Jüngsten erledigen musste (baden, Windel wechseln, betreuen, ...)
sowie die Medikamentenvergabe oder sonstiges, was mit der örtlichen Klinik zu tun hatte ("Rush-Hour" immer morgens und abends zwischen 5:30 und 7:00).

6:00 pm - 6:30 pm: Abendessen, theoretisch 30 min Pause für die Freiwilligen

ab 6:30 pm: 2. Runde Hausaufgabenbetreuung bzw. Kleinkinder ins Bett bringen

8:00 pm - 9:00 pm: "House Evening" in einem der Mädchenhäuser

9:00 pm: Hoffentlich Feierabend

- Theoretisch jedes 2. Wochenende frei -

Fachliche Unterstützung

Die "Einarbeitung" vor Ort erfolgte ausschließlich von anderen Freiwilligen, die bereits seit längerer Zeit in dem Projekt waren. Oft waren dies quasi unsere "Vorgänger" und sie blieben bloß noch 2-4 Wochen, bis sie wieder nach Hause flogen und jemand ihre Aufgaben übernehmen musste. So wurde ich bereits nach zwei Wochen zum "Volunteer Coordinator" ernannt und war als "frischeste" aller Freiwilligen vor Ort die Ansprechpartnerin für die Freiwilligen. Sehr interessant.

Mit der Arbeit in der Klinik begann ich erst, als meine Hilfe absolut notwendig war, da sonst niemand anderes in Frage gekommen wäre.
Meine Aufgaben wurden mir verständlich von meiner Mitfreiwilligen erklärt, sodass ich sie gut ausführen konnte. Welche Medikamente ich den Kindern jedoch gab und was ich quasi in Notfall- oder Ausnahmesituationen zu tun hätte, wurde mir nicht erklärt. Über HIV lernte ich auch erst, als ich das Projekt verlies.

Am schlimmsten war eigentlich die Verantwortung für "School Liason". Ich hatte keine Ahnung vom südafrikanischen Schulsystem und dementsprechend schwierig war es auch für mich, bei den vielen Zetteln, die die Kinder Tag für Tag mitbrachten, den Überblick zu behalten.
Als ich schließlich Uniformen und Stationery für das kommende Schuljahr bestellen sollte, mir das jedoch viel zu spät erst mitgeteilt wurde ("Das hättest du doch wissen sollen!"), hätte das Chaos nicht größer sein können.

Trotz allem kann ich sagen, dass ich von meinen Mitfreiwilligen oft unterstützt wurde und wir gut zusammengearbeitet haben. Von Seiten des Managements und der Leitung des Kinderheimes bekamen wir allerdings bloß regelmäßig - mal nett formuliert - "Kritik" zu hören.

Unterkunft

Ich lebte mit 3 weiteren weiblichen Freiwilligen (ebenfalls aus Deutschland) in einer kleinen Wohnung zusammen (ein Raum mit zwei Stockbetten zum Schlafen, Küche, Essbereich + Bad).

Lernerfahrung

Während meines Freiwilligendienstes habe ich unglaublich viel gelernt.

Einerseits habe ich selbstverständlich eine Menge im Umgang mit Kindern gelernt. Bevor ich nach Südafrika gegangen bin, wusste ich vor allem mit sehr jungen Kindern (2 Jahre oder gar jünger) gar nicht umzugehen. Das ist nun anders.

Dann habe ich auch viel im Umgang mit schwierigen und belastenden Situationen gelernt. Ich habe gelernt, auch mal zu sagen, dass ich etwas nicht machen kann/will oder einfach nicht schaffe, auch wenn daraus Nachteile für andere (wie z.B. die Kinder) entstehen. Manchmal muss man eben auch an sich denken, damit man selbst nicht zusammenbricht.

Ich habe gelernt mit Vorgesetzten umzugehen, mit denen ich komplett nicht einer Meinung bin und ich habe erfahren, wie es ist zwischen zwei Fronten zu stehen. Ich musste Entscheidungen treffen, die bei weitem nicht banal waren, sondern große Folgen mit sich zogen.

Zu all dem habe ich aber auch gelernt, nicht aufzugeben. An dieser Stelle ich wohl der richtige Zeitpunkt zu sagen, dass ich nur bis Anfang Februar im Projekt "God's Golden Acre" war. Die zweite Hälfte meines Internationalen Jugendfreiwilligendienstes habe ich in dem Projekt "Amangwe Village" bei KwaMbonambi (in der Nähe von Richards Bay) verbracht. Dieses Projekt habe ich mir nach mehr oder weniger freiwilligem Verlassen des ersten Projektes eigenständig gesucht.
Bei Amangwe Village habe ich vormittags in der Vorschule gearbeitet, nachmittags habe ich eine Nachmittagsbetreuung für die Schulkinder geleitet. Endlich hatte ich geregelte Arbeitszeiten und vertrauenswürdige Vorgesetzte, die den Großteil der Verantwortung getragen haben und an die ich mich wenden konnte, wenn immer ich Hilfe brauchte oder Fragen hatte.
In diesem zweiten Projekt hätte es mir nicht besser gehen können. Somit konnte ich mein Jahr in Südafrika sehr gut abschließen.

Zu guter letzt habe ich auch gelernt, wie gut es uns hier in Deutschland geht, aber auch, was für ein glückliches Leben man führen kann, obwohl man nur wenig Materielles besitzt.

Eigenschaften, die ein/e Freiwillige/r für diese Einsatzstelle mitbringen sollte

Weiterempfehlung: Nein

Als ich dort war, mussten alle Freiwilligen Überstunden arbeiten. Trotz der großen Verantwortung, die an uns übertragen wurde, bekamen wir keine vernünftigen Einweisungen in unsere Aufgabengebiete. Urlaub oder freie Tage gab es vor allem gegen Ende meiner Zeit dort gar nicht mehr.
Auch die Direktorin von "God's Golden Acre" ist ein sehr gewöhnungsbedürftiger Mensch, die meisten Freiwilligen kommen nicht sehr gut mit ihr klar.
Vor allem in den letzten Monaten habe ich unter großem Druck gestanden, sodass ich mich in dem Projekt nicht mehr wohlfühlen konnte.

Jedoch muss ich dazu sagen, dass der IB dieses Projekt nun sowieso aus dem Angebot genommen hat und nicht mehr mit "God's Golden Acre' kooperiert. Die Direktorin des Kinderheims wollte außerdem sowieso das Freiwilligenprogramm stoppen.
Ich denke, das Projekt ist ziemlich am auseinanderfallen.

1Datum der Bewertung, nicht des Einsatzes!