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Erfahrungsbericht für Kfar Rafael

Beschreibung für die Einsatzstelle Kfar Rafael der Entsendeorganisation Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners e.V. vom November 20141

Typischer Tagesablauf

Mein Freiwilligendienstjahr verbrachte ich in Kfar Rafael, einem Dorf für Menschen mit speziellen
Bedürfnissen, die in einer Art Gastfamilie wohnen. Hier lebe ich zusammen mit sieben Villagern und
drei Freiwilligen im Haus der Gastfamilie. Im Familienleben helfe ich hauptsächlich den vier
Mädchen, an einem Tag der Woche aber auch den drei Jungs unseres Hauses zusammen mit den
anderen Co­Workern durchs tägliche Leben.
Konkret bedeutet das, dass mein Arbeitstag um 7:00 morgens mit Aufwecken der mir Anvertrauten
startet. Danach wird gemeinsam das Frühstück vorbereitet, geputzt und den Villagern, wenn
notwendig, Hilfestellung bei der Morgentoilette geleistet. Daraufhin wird gefrühstückt, gemeinsam
mit den Hauseltern. Um 9:00 trifft sich das ganze Dorf zum „Morningsong“ in der Halle. Während
der daran angeschlossenen Workshopzeit (9:15 – 12:15) arbeite ich teils mit bis zu 5 Villagern und
teils alleine bin der Landwirtschaft. Meine Aufgaben reichen von Unkrautjäten über Bäume beschneiden, Kompost verteilen, Netze auf­ und abziehen und reparieren etc. bis zu Früchte ernten.
Danach wird sich zum Mittagessen (dessen Zubereitung auch ein Workshop für sich darstellt, da mit
Hilfe der Villager gekocht wird)getroffen, anschließend halten sich die Villager während der
zweieinhalbstündigen Mittagspause in ihren Zimmern auf, die Co­worker haben freie Zeit.
Um 16:00 finden sich alle wieder im Wohn­/und Esszimmer ein, um vor der zweiten
Workshoparbeitszeit (16:30 – 18:00) beim 4o'clockMeal einen Snack und – je nach Jahreszeit – Tee
oder Wasser zu sich zu nehmen.
Nach getaner Arbeit werden die Villager je nach Bedarf beim Duschen unterstützt und das
Abendessen vorbereitet, welches um 18:45 verzehrt wird ­ die einzige Mahlzeit, die in Abwesenheit der Hauseltern eingenommen wird.
An Zähneputzen und Spülen schließt sich entweder eine „Evening­Activity“ oder ein freier Abend –
abhängig vom Wochentag – an. Die freien Abenden werden im Rahmen der Hausgesellschaft gestaltet, die Evening­Activities werden von zwei bis drei Co­workern organisiert und durchgeführt.
Jede Evening­Activity findet einmal wöchentlich statt und pro Abend gibt es parallel drei
verschiedene Aktivitäten, welchen die Villager zu Jahrsbeginn von ihren Hauseltern zugeteilt
werden; jede Aktivität dreht sich um ein spezielles Thema z.B. Sport, Filzen oder Singen.
Schließlich werden die Villager von 20:30 bis 21:00 zu Bett gebracht, und damit endet mein
Arbeitstag.

Fachliche Unterstützung

Fachlich unterstützt wurde ich in erster Linie von meinen Hauseltern, zwei sehr erfahrene Menschen, die ihr Haus schon seit ungefähr zehn Jahren leiten. Die Einarbeitung erfolgte durch ehehmalige Co-worker. Zusätzlich findet über das Jahr wöchentlich ein Seminar, in dem die Arbeit in Dorf von allen mögliche Standpunkten (angfangen bei Recycling, über praktische Arbeiten, die Geschichte des Kfars und die Idee dahinter) erklärt wird, statt.
Generell sind alle leitenden Personen offen und helfen gerne weiter, wenn Unterstützung gebraucht wird oder Fragen beantwortet werden muessen.

Unterkunft

Ich war in einem Zimmer, das sich nahe am Kücheneingang "meines" Hauses befand, untergebracht. Das Zimmer war konfortabel eingerichtet, wenn auch ein bisschen renovierungsbedürftig (die Renovierung findet jetzt statt). Das Badezimmer und eine Toilette teilte ich mit einer oder zwei Mitcoworker_innen. Außerdem stand allen Coworkern ein Co-worker-wohnzimmer mit einer kleinen Bibliothek und Küche(der Co-workersclub) sowie ein Internetraum zur Verfügung.

Lernerfahrung

Während meines Freiwilligendienstes habe ich wahrscheinlich in jeder Woche mehr über mich selbst, meinen Umgang mit meinem Mitmenschen und Menschlichkeit allgemein gelernt, als jemals in einem ganzen Jahr. Durch die den Tag füllenden Arbeitszeiten lebt man sehr eng zusammen, man muss miteinander arbeiten, diskutieren, sich einigen, gemeinsam etwas schaffen und Wege finden. Dementsprechend muss man sich mit sich selbst auseinander setzen und sich sehr bewusst über den Umgang mit Mitmenschen sein.

Meine Villager lehrten mich, geduldig, herzlich und mitfühlend zu sein und gingen selbst mit bestem Beispiel voran.
Auch viele praktische Dinge habe ich gelernt: Ich spreche ein einigermassen flüssiges Hebräisch und habe mir Kenntnisse im Landwirtschaftlichen Bereich durch meine Arbeit erworben.
Außerdem treffen an diesem Ort sehr viele creative Menschen aufeinander, man bringt sich gegenseitig bei, was man weiß und kann. Auch das Seminar eröffnete mit neue Horizonte hinsichtlich anthroposophischer Weltanschauung, therapeutischen Maßnahmen usw.

Das wichtigste, was ich hier lernen konnte, war, mich selbst zu disziplinieren, zuzuhören und zu verstehen, dass gemeinsames arbeiten enorm viel Kraft geben kann.

Eigenschaften, die ein/e Freiwillige/r für diese Einsatzstelle mitbringen sollte

Weiterempfehlung: Ja

Wer etwas lernen möchte - fürs Leben - sollte hierher kommen. Die Athmosphäre ist so freundlich, herzlich und trozdem von Arbeit geprägt.

1Datum der Bewertung, nicht des Einsatzes!