Beschreibung für die Einsatzstelle Lesedi Waldorf Centre der Entsendeorganisation Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners e.V. vom Januar 20141
In Lesedi leistet man täglich einen Ganztagsjob. Es fängt morgens gegen sechs Uhr damit an, dass das erste Kind mit Bauchweh, Fieber oder Halsschmerzen vor der Tür steht. Nachdem das Problemchen gelöst ist - meist ist es nur das Bedürfnis nach etwas Aufmerksamkeit und so hilft dann auch schon ein Tictac gegen die Beschwerden - trift man sich um kurz vor acht im Lehrerkreis und spricht den Morgenspruch, anschließend beginnt der Unterricht. Die Freiwilligen assistieren hier je nach Stundenplan in verschiedenen Fächern. Es kommt auch mal vor, dass kein Lehrer erscheint und der Freiwillige dann Kreativität beweisen muss.
Der Unterricht geht von 08:00 Uhr bis 14:00 Uhr, danach sind die Kinder dazu verpflichtet bis 16:00 Uhr ihre Hausaufgaben zu erledigen und zu lernen, hier leitet man als Freiwilliger Hausaufgabenhilfe und Nachhilfe. Der Rest des Tages ist dann frei. Für alle, außer für die Freiwilligen. Die Lehrer, welche mit auf dem Schulgelände leben, ziehen sich in ihre Zimmer zurück, die anderen gehen ohnehin nach Hause. Die Kinder sind geladen mit Energie und freuen sich auf Aktivitäten mit den Freiwilligen. Am besten alle 200 Kinder auf einmal.
Mit ein bisschen Glück sind die Kinder zwischen acht und neun Uhr abends schon so müde, dass man sie zu Bett bringen kann. In den Schlafsälen gibt es idealerweise noch Gutenachtgeschichten. Je nach Geschichte auch gerne zu Kerzenschein. Und wenn man dann auch den allerletzten Ausreißer zum letzten Mal verabschiedet hat, hört man nur noch den Wind, die Tiere, und sich selbst.
Fachliche Unterstützung in den Tätigkeiten gab es kaum. Die Lehrer, in deren Unterricht man assistiert, geben wenig Anweisungen. Doch wer sich selbstständig einbringt, ist herzlich willkommen.
Das Schulgelände besteht aus vier großen Gebäuden, von denen eins ausschließlich Schlafsäle für die Kinder beinhaltet. Andere zwei haben Schlafräume und Klassenzimmer Tür an Tür und in dem letzten Gebäude befinden sich zwei weitere Klassenräume und die Küche.
Die Lehrer und auch Freiwilligen wohnen in kleinen Hütten, deren Eingangstüren auch gleich die Türen zu den privaten Zimmern sind. Kommt man also aus dem Wohn-/Schlafraum (etwa 16m2, welche sich die zwei Freiwilligen teilen), steht man schon draußen. Die Wände sind nicht ganz dicht und das Dach besteht aus einem Wellblech. Unter der Eingangstür ist eine ziemlich weite Lücke und so kann man täglich haufenweise Sand aus dem Zimmer fegen. An die bedürftige Waschecke gewöhnt man sich. Angst vor Spinnen, Motten, Käfern sollte man nicht haben. Aber im Zweifelsfall stehen die Kinder tatkräftig zur Seite. Wer dann auch mal Abwechlung möchte, hat wenig Ausweichmöglichkeiten, denn Madietane (das Dorf in dem das Lesedi Centre sich befindet) liegt sehr weit abseits am Fuße eines Berges im Wüstengebiet. Busse zur nächstgelegenen Stadt (es gibt zwei Möglichkeiten: Mokopane, die kleinere Stadt und Polokwane)fahren immer nur morgens um sieben Uhr ab, kriegt man diesen Bus nicht, gibt es keine weitere Gelegenheit das Dorf zu verlassen, außer man hat ein eigenes Auto auf dem Gelände. Jedenfalls sind die Ausflüge in die Stadt i.d.R. immer nur am Wochenende möglich.
Insgesamt passt die Wohnsituation zur ganzen Lage und ist eine tolle Erfahrung.
-
1Datum der Bewertung, nicht des Einsatzes!