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Erfahrungsbericht für Camphill Village Svetlana

Beschreibung für die Einsatzstelle Camphill Village Svetlana der Entsendeorganisation Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners e.V. vom November 20141

Typischer Tagesablauf

Einen typischen Tagesablauf gab es abgesehen von Rahmenzeiten wie Mahlzeiten und Nachtruhe nur sehr bedingt, zumindest für die Mitarbeiter. Der Tagesplan richtete sich hauptsächlich nach den akuten Bedürfnissen der Betreuten und der Landwirtschaft sowie dem Klima/Wetter.
Auch mein Tätigkeitsbereich war sehr weit gefächert. Je nach tagesaktuellem Bedarf variierte dieser zwischen einfachsten Hilfarbeiten bis zu komplexen Aufgaben wie Logistik, eigenständiger Projektarbeit, Betreuung von Behinderten und eigenständiger Leitung und Organisation ganzer Arbeitsbereiche, gerne auch spontan wechselnd und bunt gemischt. Größere zusammenhängende Aufgaben waren hauptsächlich in der Forstwirtschaft (Holzlogistik) und dem handwerklichen Bereich zu finden. Desweiteren Dienstfahrten mit dem örtlichen Fuhrpark, Heizdienst im Winter sowie Unterhalt der Heizungsanlage, Hilfe auf dem Bau, Betreuung von verschiedenen Arbeitsgruppen, Zubereitung von Mahlzeiten usw. Allerdings variieren diese Aufgaben und Aufträge stark nach den Wünschen und Fähigkeiten des jeweiligen Freiwilligen sowie den aktuellen Bedürfnissen des Camphills.

Fachliche Unterstützung

Fachliche Unterstützung war nicht immer gegeben. Teilweise deshalb, weil keine Fachkräfte für die betreffenden Arbeiten verfügbar waren, teilweise weil ein grundsätzlicher Arbeitsüberschuss es nicht zuließ. Man sollte sich nicht scheuen bei Fragen direkt auf die Leute zuzugehen, dann wird bei entsprechendem Nachdruck auch eine Klärung des Problems stattfinden.

Unterkunft

Einfach, aber völlig ausreichend für das Jahr. Ein einzelnes eigenes Zimmer, Bad und Toilette auf der Etage. Heizung, Bett, Tisch und Schrank sind vorhanden. Etwas Liebe und Eigeninitiative zur Ausgestaltung sind von Vorteil. Die Verpflegung ist gut, man kann durchaus selbst Einfluss darauf nehmen.

Lernerfahrung

Das man nicht alle Konflikte immer zur Zufriedenheit aller Personen lösen kann, insbesondere wenn sehr unterschiedliche Arbeitsweisen und Weltanschauungen sowie starke Charaktere aufeinandertreffen. Desweiteren, dass eine Basisdemokratie nicht immer die gewünschten Ergebnisse bringt. Und das eine Gemeinschaft von Menschen zu viel mehr in der Lage ist, als wir es in unserem Alltag erleben oder auch nur glauben würden.

Eigenschaften, die ein/e Freiwillige/r für diese Einsatzstelle mitbringen sollte

Weiterempfehlung: Ja

, mit Einschränkungen. Es braucht für diese Einsatzstelle ein paar Grundvoraussetzungen, die man mitbringen sollte. Das ist zum einen Ausdauer, zum anderen keine Angst davor zu haben in Konflikte zu geraten. Denn, egal was man tut oder wie man es macht-es wird immer irgendwen geben der es besser weiß oder es gerne völlig anders hätte. Es ist äußerst suboptimal Angst/Ekel vor schmutzigen Tätigkeiten sowie dem Umgang mit Tieren zu empfinden. Man kann dem sicher entgehen, aber es ist nunmal ein Landleben. Auch ist es von sehr großem Vorteil, sich selbst beschäftigen zu können-ganz ohne Internet, Fernsehen oder Printmedien. Denn all das ist entweder nur sehr eingeschränkt oder eher überhaupt nicht verfügbar. Gleiches gilt für diverse andere Hobbys, die wir in unseren Breiten als normal und ständig verfügbar empfinden. Auch die Fahrt in den nächsten Club/Disco nimmt mal locker 4 Stunden in Anspruch-oneway.
Russische Winter sind lang und vor allem dunkel und kalt. Auch das sollte man ertragen können. Dazu gehört auch, mal ein paar Wochen nicht länger als 20 oder 30 Minuten am Stück vor die Tür gehen zu können und die Sonne nur für 5 Stunden am Tag zu sehen, falls überhaupt.
Russischkenntnisse sind dagegen nicht zwingend. Zwar von unschlagbarem Vorteil, aber man wird auch so da reinfinden.
Wenn aber diese Voraussetzungen erfüllt sind, wird die Einsatzstelle sehr viel Spaß machen. Das liegt hauptsächlich daran, dass man viel mehr Freiheiten als auf anderen Dienststellen hat, die man kreativ nutzen kann und sollte. Auch sollte man sich von den üblichen Vorurteilen gegenüber dem konkreten Gastland in keinster Weise schrecken lassen-völlig egal, was die westlichen Medien verbreiten. Keiner der Reporter hat auch nur eine ansatzweise Ahnung von dem, was dieses Land und die Menschen wirklich ausmacht ;).

1Datum der Bewertung, nicht des Einsatzes!