Beschreibung für die Einsatzstelle Gymnasium Crnomelj der Entsendeorganisation Deutsche UNESCO-Kommisson e.V. / kulturweit vom März 20171
Der Wecker klingelt um 6:30 Uhr. Es bleiben gute 40 Minuten um zu frühstücken und sich fertig zu machen, bevor es zur Grundschule geht. Hier habe ich meine Ansprechperson begleitet und saß, wie in jedem anderen Unterricht die erste Zeit auch, am Computer und habe das Smartboard bedient. Danach ging es weiter zum Gymnasium. Hier lief das selbe Spielchen ab. Meine Ansprechperson macht den Unterricht und ich wirke unterstützend, in dem ich auf die nächste Folie klicke.
Irgendwann war mir das zu wenig, so dass ich das Gespräch mit meiner Ansprechperson gesucht habe. Überlegungen oder Mithilfe der Lehrer_innen, bei der Suche nach einem anderen Aufgabenbereich hat es nicht gegeben. Zwischen maßloser Über- und Unterforderung schwankend hat es über zwei Monate gedauert, bis ich einen vertretbaren Aufgabenbereich für mich gefunden hatte: Die Forder- /Förderung von besonders leistungsschwachen und -straken SuS. Weil die Deutschlehrer_innen nicht zusammen gearbeitet haben, konnte das aber nur in wenigen Klassen geschehen. Daher war mein Stundenplan mit sieben bis maximal 15 Wochenstunden mehr als nur mau gestaltet. Den Rest der Zeit habe ich durch Netflix rum bekommen.
Mir wurden die Deutschbücher zur Siete gestellt, anderweitige Unterstützungen hat es eher nicht gegeben.
Ich hatte ein Einzimmer-Apartment über einer Bar, gegenüber der Schule, in der ich gearbeitet habe. Die Möbel waren alle unglaublich alt und abgenutzt. Der Kühlschrank hat laut gebrummt und die Klobrille war kaputt. Teilweise war die Musik ziemlich laut, vor allem am Wochenende. Im Nachhinein ärgere ich mich, dass ich so viel Miete für diese Verhältnisse bezahlen musste, denn mit etwas weniger, wäre alles deutlich annehmbarer gewesen. Aber es war okay.
Ich habe gelernt, das ich ein Mensch bin, der versucht Probleme gemeinsam zu lösen und dass ich nur sehr schwer damit umgehen kann, wenn Probleme weggelächelt werden, vor allem wenn sie mich betreffen. Leider musste ich genau in diesem Zusammenhang auch feststellen, dass mein Engagement, was mich unter anderem zum FSJ bewegt hat, nicht immer willkommen ist.
Ich habe mehrfach das Gespräch gesucht, um gemeinsam zu überlegen, was wir ändern können, an meinem Einsatzbereich, damit es mir mit dem was ich tue, besser geht. Leider sind diese Kommunikationsversuche Mal für Mal abgeblockt worden.
Zudem herrschen an der Einsatzstelle deutlich spürbare Distanzen innerhalb des Lehrerkollegiums. Ich wurde dort sofort mit reingezogen. Bis zum Ende haben vielleicht fünf oder sechs Lehrer ab und zu mal mit mir gesprochen. Und einer der Lehrer ist etwas übergriffig geworden und hat mein Nein nicht wirklich verstanden. Erst als ich in nicht mehr freundlichem Ton mit ihm gesprochen habe, hat er mich in Ruhe gelassen. Von meiner Ansprechperson habe ich in diesem Punkt keine Unterstützung erhalten. Im Nachhinein wurde mein Anliegen mit der Begründung, dass man hier eben etwas lockerer sei und alles nicht so ernst nehme, mehr oder weniger weggelächelt.
Und der letzte Punkt ist, dass Crnomelje fern ab vom Schuss liegt. Man braucht über 2,5 Stunden um in die Hauptstadt zu kommen, wo etwas los ist und von wo man weiter reisen kann. Samstags fährt der Zug nur zweimal am Tag. Und neben den SuS, die Verabredungen gerene mal nicht allzu ernst nehmen, gibt es nur wenig Möglichkeiten für sozialen Anschluss.
1Datum der Bewertung, nicht des Einsatzes!